Jubiläen 2025
275 Jahre Cornelia Schlosser
Zum 275. Geburtstag von Cornelia Schlosser – Eine stille Stimme der Aufklärung
Im Dezember jährt sich zum 275. Mal die Geburt von Cornelia Schlosser, geborene Goethe – einer Frau, deren Leben bis heute berührt, gerade weil sie so oft im Schatten eines berühmten Bruders stand: Johann Wolfgang von Goethe. Geboren am 07. Dezember 1750 in Frankfurt am Main, war Cornelia eine kluge, tiefgründige und feinfühlige Persönlichkeit, deren kurzes Leben einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat – nicht zuletzt in den Erinnerungen ihres Bruders, der sie stets als seine geistige Gefährtin beschrieb.
Cornelia Goethe wuchs in einem bildungsnahen Elternhaus auf, in dem Literatur, Philosophie und humanistisches Gedankengut geschätzt wurden. Früh entwickelte sie ein ausgeprägtes Urteilsvermögen und eine bemerkenswerte geistige Reife. In den überlieferten Briefen und Zeugnissen zeigt sich Cornelia als hochgebildete Frau, die sich ihrer Zeit oft enthoben fühlte – voller Sehnsucht nach Selbstbestimmung, Austausch und geistiger Entfaltung.
Doch als Frau im 18. Jahrhundert waren ihr viele Wege versperrt, die ihrem Bruder offenstanden. Die gesellschaftlichen Erwartungen drängten sie in die Rolle der Ehefrau und Mutter. Ihre Heirat mit Johann Georg Schlosser im Jahr 1773 und ihr Umzug nach Emmendingen brachten ihr weder Glück noch Erfüllung. Die intellektuelle Nähe, die sie in ihrer Jugend mit dem Bruder geteilt hatte, wich zunehmend einem Gefühl der Isolation. Ihre Gesundheit war fragil, ihre seelische Belastung groß.
Am 08. Juni 1777 starb Cornelia Schlosser im Alter von nur 26 Jahren – kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes. Ihr früher Tod hinterließ nicht nur eine Lücke im Leben ihres Bruders, sondern wurde für viele zu einem Symbol für das ungenutzte Potenzial und die begrenzten Möglichkeiten gebildeter Frauen ihrer Zeit.
So steht ihr Leben exemplarisch für viele Frauen des 18. Jahrhunderts – klug, sensibel, gefangen zwischen Aufklärungsidealen und gesellschaftlichen Zwängen.
Ihr Andenken mahnt uns, die Stimmen der Vergangenheit nicht nur aus den Biografien der Großen und Lauten zu schöpfen, sondern auch aus den leisen Tönen jener, die viel zu selten gehört wurden.







